Wissen ja, leben nein
Das virale Verbreiten von Werbung über meinen Blog gehört nicht wirklich zu meiner primären Absicht. Doch wenn die Werbung für eine derart gute Sache ist und auch noch gut gemacht, dann schreibe zwei, drei Gedanken dazu. Und die gute Sache ist auch für Sie relevant: innerer Wohlstand.
Die Glücksforschung hat in den letzten Jahren Erkenntnisse ans Licht gebracht, die uns allen Sinn machen und klar scheinen. Trotzdem gelingt es nur den wenigsten, diese einfachen Prinzipien im Alltag anzuwenden, zu gross ist die Verlockung von News und Technik, sich im Gerangel im seine Aufmerksamkeit kampflos zu ergeben.
Wir wissen, dass jeder Tag ein langer Spaziergang das Glück steigert, sitzen aber zuhause vor dem Tablet. Wir wissen, dass das Pflegen von Beziehungen für das persönliche Glück entscheidend ist, tippen aber alleine auf unseren Smartphones herum, weil wir für die Beziehungspflege keine Zeit zu haben meinen. Wir wissen, dass Kreativität nur aus der Leere oder Langeweile entstehen kann, organisieren uns aber so, dass wir keine Minute zum Denken kommen. Wir wissen, dass die moderne Massentierhaltung unendliches Leid produziert, stehen aber für ein paar Chicken Nuggets schlange. Wir wissen, dass wir die Ressourcen der Erde schonen müssen, fliegen dann aber jeden Sommer irgendwo ans Meer. Diese Liste ist beliebig lang. Es ist Zeit, das Wissen zu leben. Zeit, aktiv zu werden und bewusst zu leben.
Win win: innere Wohlstands-Optimierung mit besserem ökologischen Fussabdruck
Und weil die neue WWF-Kampagne anstelle eines drohenden Fingers das persönliche Glück ins Zentrum stellt und erklärt, dass durch das Maximieren desselben zugleich auch dem Planeten Gutes getan werden kann, finde ich den Ansatz nicht nur marketing-technisch bewundernswert, sondern echt hilfreich für die Selbst-Reflexion – für mich, aber auch für meine Leserinnen und Leser.
Nur schon die ersten 30 Sekunden des Kampagnen-Videos finde ich durchwegs gelungen, weil ich mich da in bestimmten Teilen sofort erkannt habe. Was trifft auf Sie zu?
Ich hab‘ mir die Inspirationen abonniert und bin gespannt, ob die eine oder andere einen nachhaltigen Einfluss auf mein Leben haben wird.
WWF Footprint-Rechner
Das Resultat dürfte die Einheit Planet um eins nicht überschreiten. Beim ökologischen Fussabdruck bedeutet 1 Planet nämlich, dass in einem Jahr so viele Rohstoffe verbraucht und Schadstoffe generiert werden, wie die Erde in der gleichen Zeit produzieren und verarbeiten kann. Der Schweizer Durchschnitt liege bei 2.8 Planeten, der weltweite Schnitt bei 1.5 Planeten. Das führt uns natürlich ins Schlamassel.
Viele Dinge habe ich in den letzten Jahren aktiv und sehr bewusst umgestellt. Nicht nur der Natur wegen, sondern auch meinetwegen – vom Denkmuster her ähnlich, wie die WWF-Kampagne ausgelegt ist. Als ich realisierte, dass ich beim Arbeitsweg von Haustür zu Autotür, von Autotür zu Bürotür und umgekehrt kaum mehr als 20 Schritte pro Tag brauche, stellte ich um. Heute fahre ich – ausser eine Autofahrt ist aus sitzungstechnischen oder transportbedingten Gründen unumgänglich – mit dem Zug ins Büro und verzichte bei jedem Wetter auf den Bus zum Bahnhof oder nach Hause. Ich esse seit einem Jahr vegetarisch und kann jedem Tier viel entspannter und auf einer völlig neuen Ebene in die Augen blicken. Und ich mache das Ganze schon so lange, dass ich gespürt habe, dass mir diese Umstellungen gut tun, ich mich damit wirklich besser fühle.
harter Schlag: ÖV-benutzender Vegi, leider aber konsumgeil
In der Meinung, ein in umwelttechnischer Hinsicht besserer Durchschnittsschweizer zu sein, habe ich darum voller Vorfreude meinen Fussabdruck berechnet. Doch der Schlag ins Gesicht kam sofort: 2.8 Planeten. Ich, der neuerdings vegetarische Zugfahrer, bin keinen Deut weniger belastend für unseren Planeten als alle anderen Schweizer auch – und verglichen mit der übrigen Erdbevölkerung einfach nur eine Zumutung.
Dem Abdruck ist zu entnehmen – sofern hier die WWF-Berechnungen auch wirklich zuverlässig sind – dass meine umwelt- und ressourcenschonende Ernährung zwar Punkte unter dem Durchschnitt generieren, meine Konsumgeilheit dann offensichtlich aber alles wieder nichtig macht. Ich schreibe dies mit etwas Ironie, da ich mich nicht besonders konsumgeil finde, doch reichen wohl die paar MacBooks und Techie-Gadgets, die ich mir so leiste, meine Ökobilanz völlig zu verschandeln. Nicht gut und doch gut, schliesslich habe ich nun einen weiteren Angriffspunkt, wie ich meine Existenz weniger bedrohlich für die Erde meiner beiden Jungs gestalten kann.
Auf wie viele Punkte kommen Sie?
Hier ein Artikel, der das Ganze auch bestaetigt:
http://www.guardian.co.uk/lifeandstyle/2012/feb/01/top-five-regrets-of-the-dying
Und dieser Film ist auch gut daruber:
http://www.imdb.com/title/tt1613092/
Sali Catherine. Besten Dank für Dein Feedback. Den Guardian-Artikel habe ich gekannt. Die Befunde darin scheinen grundsätzlich ja offensichtlich, wenn man sich ein paar Minuten Zeit nimmt und sich die Zeit auf dem Sterbebett so richtig vorstellt. Es bleibt dann aber dennoch sehr schwierig, dies in der Gegenwart sinnvoll anwenden zu können – so schnell verliert man sich im daily business. Ich jedenfalls muss mich konsequent und kognitiv aktiv re-fokussieren.
Den Film kenne ich jedoch noch nicht und werde ihn mir bei Gelegenheit auf Deine Empfehlung hin gerne einmal anschauen.
Merci nochmals für den Input.